Sport und Action Fotografie – Mit Top-Fotografen im Gespräch

Das ist eine Gastrezension von Michael Gelfert, der als Fashion- und Beauty-Fotograf arbeitet. Er hat das Buch „Fashion-Fotografie“, erschienen in der Edition Profi-Foto, geschrieben.

In seinem Blog Licht(in)former gibt er hilfreiche Tipps und Ratschläge für andere Fotografen und auch bei Twitter ist er vertreten.

Nur wenige dürften wissen, dass ich mich auf meinem Karriereweg auch eine Zeit lang mit dem Thema Sportfotografie beschäftigt habe. Mit denkbar schlechter Ausrüstung versuchte ich, dem rasend schnellen Rollhockey oder auch mal einem Triathlon fotografisch folgen zu können. Daraus habe ich gelernt, wie hoch die Anforderungen an einen guten Sportfotografen sind.

10 genau solcher Kollegen, oder, laut Buch-Untertitel „Top-Fotografen“, stehen mit ihren Werken im Mittelpunkt des Bandes „Sport & Action Fotografie“ vom Addison-Wesley Verlag.

Es erscheint in der Reihe „dpi“, die mit „Inspiration für Kreative“ beworben wird. In diese Reihe passt das Buch meiner Meinung nach sehr gut. Es handelt sich nämlich überraschenderweise nicht um ein klassisches Foto-Lehrbuch im bekannten Stil, sondern eher um eine Art Mischwerk aus Bildband und Lehrbuch. Der Lehrbuch-Bereich setzt dabei vor allem auf Interviews der Fotografen und ein paar zusammengefassten Tipps pro Kapitel/Fotograf als Lehrmaterial.

Das beinahe quadratische Buch hat ein überraschend großes Format und ein sehr stabiles Hardcover. Die Rückseite liefert neben einer Einführung in das Konzept und Thema auch eine übersichtliche Auflistung der 10 Fotografen inklusive Ihrer jeweiligen Betätigungsfelder.

Im Buch findet man dann 105 Bilder aus der Bereichen Formel 1, Boxen, Baseball, Rugby, Radfahren, Wildlife, Basketball, Abenteuersport und verschiedene andere Sportarten.

Die Bilder sind größtenteils durchaus sehenswert. Besonders gefallen hat mir ein Bild der Paralympischen Sommerspiele in Athen, für das der Fotograf eigener Aussage nach auch zahlreiche Preise gewonnen hat.

Etwas gestört hat mich ganz persönlich allerdings, dass sehr viele Fotos nicht mehr so ganz aktuell wirken. Viele sind auch noch mit analogen Kameras aufgenommen, andere mit längst nicht mehr aktuellen digitalen. Das ist besonders verwirrend, da auch die Ausrüstung jedes Interviewten aufgelistet wird. Und darin sind die Kameras dann meist gar nicht (mehr) enthalten.

Das Buch gliedert sich nach den 10 vorgestellten Fotografen. Jedes Kapitel beginnt dabei mit Namen, Portrait und Kurzvorstellung des Lichtbildners und seiner Arbeit bzw. seiner Erfolge. Weiter geht es dann schon mit dem Interview, direkt flankiert von meist großformatigen Werken des Interview-Partners. Zu den Fotos gibt es immer einen kleinen Erläuterungstext zur Szene und die Aufnahmedaten (Kamera, Objektiv, ISO, Blende, Verschlusszeit, Licht und Wetter).

Leider sind die Interviewfragen von Fotograf zu Fotograf weitgehend identisch, sodass ein wenig Monotonie aufkommt – andererseits hat man so aber die Gelegenheit, die Blickwinkel und Erfahrungen von 10 Profi-Fotografen direkt zu vergleichen.

Die Fragen reichen von der ersten Kamera über Karriereerfolge, Motivation für den Job und den eigenen Stil bis zu den häufig verwendeten Objektiven und der Ideenfindung. Ein ziemlicher Rundumschlag also.

Die älteren Leser mögen es mir verzeihen, aber wieder etwas überholt finde ich die Frage „Bevorzugen Sie Film oder Digital und warum?“. Ja, auch ich habe noch Jahre analog fotografiert, aber im Jahr 2010 stellt sich die Frage eigentlich nicht mehr – besonders bei Sportprofis, die allgemein zu den frühesten professionellen Anwendern von Digitalkameras zählen.

Nach dem Interview hält jedes Kapitel noch Erfolgstipps parat. Diese sind kurz und knapp aber sehr verständlich formuliert und haben wirklich eine Menge praktische Relevanz. Diese Tipps kann man direkt auf die eigenen Fotos bzw. die eigene Arbeitsweise anwenden.

Hingegen nur wenig überzeugend ist leider der letzte Abschnitt „Workshop“ eines jeden Kapitels. Dort wird neben einer Aufnahme ein kurzer Text zur Entstehung und eine 3D-Skizze der Szene abgedruckt. Da ausschließlich alle diese Aufnahmen mit natürlichem Licht (bzw. vorhandenem Umgebungslicht) aufgenommen wurden, bekommt man dort praktisch keine Informationen, die man nicht auch aus dem bloßen Betrachten des Fotos heraus hätte bekommen können. Auf diesen letzten Seiten findet sich auch die komplette Auflistung der Ausrüstung der jeweiligen Fotografen.

Alles in allem ist „Sport & Action Fotografie – Mit Top-Fotografen im Gespräch“ ein sehr unterhaltsamer und inspirierender Praxis-Bildband für alle, die sich für Sportfotografie interessieren. Mit 19,80 Euro belastet er zudem kaum das Portemonnaie.

Sport & Action Fotografie: Mit Top-Fotografen im Gespräch
ISBN: 978-3-8273-3001-7
176 Seiten – 4-farbig – 19,80 Euro

Mehr Informationen beim Addison-Wesley Verlag und bei Amazon.

5 Kommentare zu „Sport und Action Fotografie – Mit Top-Fotografen im Gespräch“

  1. Das Buch habe ich mir schon vor einiger Zeit angeschaut. Es ist scheinbar nicht nur älter, sondern eben auch kein deutsches Buch und deswegen sind die präsentierten Sportarten für uns nicht so richtig interessant.
    Da finde ich die Webseite vom geschätzten Kollegen Altschuh deutlich hilfreicher http://sportknipser.de/

  2. Michael Gelfert

    @Stefan: Stimmt, das Buch ist nicht von einem deutschen Autor, was schon sein Name verrät.
    Dennoch täuscht der Eindruck ein wenig (mich auch zuerst), daß es keine für uns interessanten Sportarten enhält (war auch mein erster Eindruck).
    Das kommt daher, daß Sportarten wie Baseball und Rugby recht prominent präsentiert werden. Es finden sich aber auch ne Menge Bilder vom Tennis, Fußball, Formel 1, Boxen etc.

  3. Michael Gelfert

    @Christian:

    Wow, die Parallelen sind ja tatsächlich erschreckend! *lol*
    Ebenfalls eine sehr gute Rezension von Dir. 🙂 Da hätt ich ja gar nicht selber lesen müssen….*fg*

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