Vom Fotoamateur zum Profi-Fotografen

Vom Fotoamateur zum Profi-Fotografen – Teil 2

Von Christian Ahrens

Wie aus einem gelungenen Einstieg eine Profession mit Passion wurde, sich Menschen gefunden, Themen entwickelt, Firmen gegründet und Standpunkte gebildet haben.

Vor gut sieben Jahren habe ich hier auf fotografr.de den ersten Teil meines Berichtes veröffentlicht. Der Artikel stieß damals auf große Resonanz, hat sehr viele Kommentare hervorgerufen und mir eine Flut von eMails, interessante virtuelle und reale Begegnungen und spannende Diskussionen beschert. Bis heute erreichen mich Kommentare und Mails, die sich auf den Beitrag von damals beziehen. Seitdem ist sehr viel passiert.
Zeit, endlich eine Fortsetzung zu schreiben!

Standortbestimmung

Um den Faden wieder aufzunehmen, fasse ich noch einmal kurz zusammen, was im September 2008 Stand der Dinge war: nach erfolgreichem Quereinstieg in die professionelle Fotografie habe ich als hoffnungsvoller Neuprofi ein Segment der Fotografie für mich entdeckt, dem ich mich ganz widmen möchte: der Business- und Corporate-Fotografie.

Ich erstelle zumeist im Unternehmensauftrag Firmenportraits, Mitarbeiterportraits, interessante Bilder in der Produktion, in der Verwaltung und in Dienstleistungsabteilungen von Unternehmen. Ich begegne vielen Menschen, schärfe meine technischen Skills und meine Fähigkeiten im Umgang mit Kunden, Inhabern, Schichtleitern und Mitarbeitern. Ich fotografiere in Metallbauunternehmen, in Rechtsanwaltskanzleien, bei Getränkegroßhändlern, auch mal bei der Telekom oder bei DHL, überwiegend aber beim Rückgrat der deutschen Wirtschaft, im (kleinen) Mittelstand.

 Foto: Ahrens+Steinbach Projekte
Foto: Ahrens+Steinbach Projekte

Ich bin glücklich über meinen Erfolg, möchte aber mehr erreichen, tiefer graben, höher fliegen und einfach weiter kommen. Ich habe Rosinen im Kopf. Ich will reisen, ich will Außergewöhnliches sehen, hervorragende Spezialisten kennenlernen, einmalige Locations erleben und besondere Erlebnisse haben. Dahin ist es noch ein weiter Weg.

Bausteine des Erfolgs: Teamwork

Als Einzelkämpfer kann man viel erreichen, wenn man seine Energien konzentriert und zielorientiert vorgeht. Noch mehr, so meine Überzeugung, ist möglich, wenn man im Team arbeitet, Stärken und Schwächen klug kombiniert, seine Skills gemeinsam weiter entwickelt, Ressourcen teilt und Kräfte bündelt.

Jeder sieht das anders und findet hier seinen ganz eigenen Weg, aber für meinen – und ich freue mich, ab jetzt sagen zu können – für unseren Weg in die professionelle Fotografie war es ein bedeutendes Datum, als mich über das Xing-Netzwerk die Kontaktaufnahme einer Fotografin erreichte: Silvia Steinbach hatte auf mein Suchprofil nach Kontakten zu anderen Fotografen reagiert. Das führte schnell zu einem telefonischen Kontakt und zu einem persönlichen Treffen.

Das war spannend: ich traf eine studierte Fotografin, die mit einem erstklassigen Abschluss von einer renommierten FH kam und die zwei Bildbände mit ihrem Namen im Markt hatte. Und die seit zwei Jahren selbständig war – und sich mit den gleichen Fragen und Problemen herumschlug, wie ich selbst auch: Wie entwickele ich meinen Markt? Wie komme ich an die spannenden Kunden? Welche Themen möchte ich besetzen? Wie geht es weiter?

Manche Begegnungen sind etwas ganz Besonderes. Diese war so eine. Wir erkannten schnell, dass wir an einem ähnlichen Punkt auf unserem Weg waren, wir verstanden uns gut, wir mochten die Bilder des jeweils anderen, und es ergab sich ganz schnell und natürlich eine enge Zusammenarbeit.

Wir tauschten uns aus, spiegelten unsere Erfahrungen, erprobten gemeinsam neue Techniken, arbeiteten fotografische und technische Probleme auf und entwickelten so nach und nach eine gemeinsame Arbeitsweise, eine tiefe Vertrautheit in der Arbeit und einen souveräneren Umgang mit fotografischen und kommunikativen Herausforderungen.

Zu unserer Strategie gehörte auch, dass wir anfingen, uns bei aufwändigeren Aufträgen gegenseitig zu assistieren und uns wechselseitig mit Technik auszuhelfen. Wir investierten in Blitzanlagen desselben Herstellers und achteten darauf, dass wir unsere Ressourcen immer besser bündeln konnten. Es ist zum Beispiel nützlich, die gleichen Blitzgeräte einzusetzen und die Funkauslöser desselben Herstellers. Denn das versetzt einen in die Lage, bei einem Kunden mit sechs Blitzköpfen aufzuschlagen, obwohl man selbst nur drei besitzt.

Regelmäßig setzten wir sogenannte „Seminare“ an, bei denen wir anhand selbstgestellter Aufgaben fotografische Themen ausarbeiteten und neue Techniken, Ästhetiken oder Geräte erprobten.

In der Rückschau erscheint mir diese Zeit des intensiven Austausches, des sich aufeinander-Einstellens als sehr, sehr wichtig für alles, was später kam. Hier erprobten wir unsere Fähigkeiten im Teamwork, schärften unsere technischen und fotografischen Skills und erreichten in dieser engen Zusammenarbeit auch ein neues fotografisches Level. Ich bin mir absolut sicher, dass jeder für sich dafür wesentlich länger gebraucht hätte.

Diese Zusammenarbeit hält bis heute an und intensiviert sich immer mehr. 2010 führte Sie zur Gründung der Firma „Ahrens+Steinbach Projekte“.

Die Industriefotografen Silvia Steinbach und Christian Ahrens on location. Foto: Ahrens+Steinbach Projekte
Die Industriefotografen Silvia Steinbach und Christian Ahrens on location. Foto: Ahrens+Steinbach Projekte

Bausteine des Erfolgs: Projekte

Als wir uns 2009 überlegten, wie wir unserer professionellen Entwicklung einen Schub geben könnten, um unseren Wünschen und Rosinen etwas näher zu kommen, entwickelten wir eine Idee, die Folgen haben sollten. Folgen, die unser fotografisches Leben bis heute bestimmen. Wir entwickelten ein Projekt.

Um noch einmal die Ausgangsbasis zu beleuchten: wir arbeiteten in dieser Zeit durchaus erfolgreich als Fotografen, verdienten genug zum Leben und fotografierten im ganz kleinen, im kleinen und manchmal auch im etwas größeren Mittelstand. Wo wir hinwollten, da waren wir nicht: in der großen Corporate Photography. Bei den schwergewichtigen Konzernen, bei Technologieführern oder bei den hidden Champions.

Wie bekommt man seine Füße in die Tür ohne den entsprechenden Namen, ohne das dazu passende Portfolio? Um das Henne-Ei-Problem zu entschärfen, entwickelten wir „ein PR-getriebenes Foto-Projekt“. Dieses Projekt hatte ein offensichtliches und ein verborgenes Ziel.

Das Projekt firmierte schnell unter dem Arbeitstitel „Abenteuer Ausbildung“. Der Ansatz war ebenso simpel wie wirkungsvoll: wir entwickelten die Idee einer Ausstellung zum Thema betriebliche Ausbildung. Gezeigt werden sollten junge Auszubildende in einer spannenden und spektakulären Situation in ihrem Beruf. Als Medienpartner und Ausstellungsgastgeber gewannen wir die Industrie- und Handelskammer zu Köln.

Mit diesem Hintergrund konnten wir nun auf einmal bei den großen Unternehmen anklopfen – und viele der bedeutende Unternehmen aus der Region und auch überregional waren bereit, an unserem Projekt mitzuwirken.

In Monaten harter Arbeit entstand so eine Ausstellung mit Bildern, die unseren bisherigen Rahmen deutlich hinter sich ließen. Wir fotografierten nun bei Ford, bei der Deutz AG, bei RWE, bei Solarworld usw. Wir zeigten Azubis in ihrer Arbeit und produzierten dabei interessante Berufsbilder.

Der Geschäftsführer der IHK Köln, Gregor Berghausen, sagte uns am Abend der Ausstellungseröffnung: „Zu Ihren Bildern gibt es nichts Vergleichbares“. Das war ein Lob, das uns viel bedeutete – aber es war auch ein Hinweis darauf, dass wir dabei waren, ein echtes Profil als Fotografen zu entwickeln.

Wir hatten in dieses Projekt viel investiert: etliche Wochen Arbeitszeit und mehrere Tausend Euro Herstellungskosten für die Exponate. Aber wir haben auch viel gewonnen: Erfahrungen auf dem großen Parkett der Business- und Industriefotografie, Erfahrungen im Umgang mit Top-Leuten aus Marketing und Unternehmensführung. Und unglaublichen Spaß und Freude in außerordentlichen Locations.

Wann kann man schon mal auf einem Strommast fotografieren? Oder im Maschinenraum eines Containerschiffs? Oder auf dem Rollfeld des Kölner Flughafens? Nur, wenn man dort etwas zu tun hat. Unser Projekt gab uns diesen Anlass. Solche Erlebnisse sind Highlights, die Lust auf mehr wecken. Und nicht zuletzt: auf einmal hatten wir eine Portfolio-Mappe, die sich richtig sehen lassen konnte und die in einer gänzlich anderen Liga spielte als alles, was wir bis dahin zustande gebracht hatten.

Foto: Ahrens+Steinbach Projekte
Foto: Ahrens+Steinbach Projekte

Der offensichtliche Zweck des Projektes: eine Ausstellung zu realisieren. Der verborgene Zweck: mit Top-Unternehmen in Kontakt zu kommen und unser Portfolio nach vorne zu bringen.

Unsere Auftragssituation hat sich im Zuge dieser Entwicklungen deutlich verbessert. Quantitativ wie auch qualitativ. Aber noch etwas viel Wichtigeres ist geschehen: wir haben Profil gewonnen. Wir haben den Grundstein zu einer Marke gelegt. Wir standen auf einmal für bestimmte Themen und Inhalte. Natürlich ist das alles ein Prozess, und nicht jeder Job, den wir danach gemacht haben, war ein Traumjob, natürlich nicht. Aber es gab einen grundlegenden Wandel und eine Entwicklung in die richtige Richtung.

Wer als Fotograf „auf dem Sprung ist“, eine Vorstellung davon hat, wohin er will, aber keine richtigen Möglichkeiten sieht, wirklich Fuß zu fassen: für den ist ein Projekt, wie es oben skizziert ist, eine phantastische Möglichkeit, seinen Weg abzukürzen und vielleicht zwei oder drei Stufen auf einmal zu nehmen.

Der von uns gegangene Weg lässt sich auf andere Themen und Ideen anwenden und leicht anpassen. Wahrscheinlich kann man so ein Projekt sogar kostendeckend produzieren – oder sogar mit einem finanziellen Gewinn umsetzen. Viel wesentlicher ist aber, dass man in der Projektrealisierung einen großen Sprung macht: persönlich und fotografisch.

Foto: Ahrens+Steinbach Projekte
Foto: Ahrens+Steinbach Projekte
Foto: Ahrens+Steinbach Projekte
Foto: Ahrens+Steinbach Projekte

Freunde und Mentoren

Es ist eigentlich eine Binsenweisheit: herausfordernde Aufgaben fordern und fördern, sie setzen Prozesse in Gang, die sonst nicht oder bei weitem nicht so schnell stattfinden würden. „Aus eigener Kraft“ kann man auf diese Weise sehr viel erreichen und sein Schiff immer höher an den Wind bringen. Aber manche Dinge kann man sich nicht selbst beibringen. Es ist toll, wenn man das Glück hat, ab und zu einem Meister seiner Zunft zu begegnen.

In meinem ersten Bericht erwähnte ich bereits das Buch „Beruf Fotograf“ von Gert Wagner. Der Fotograf resümiert darin seine Karriere als Fotograf in den 80er und 90er Jahren, ehe er sich dem Film zuwandte. Dieses Buch hat mich schon früh fasziniert. Ich wollte gerne den Autoren kennenlernen. Ich erinnere mich genau: es war eine heiße Sommernacht und ich saß mit meinem Laptop auf unserem Balkon. Ich schrieb Gert Wagner eine eMail.

Aus diesem ersten Kontakt entstand ein sporadischer Mailwechsel über viele Monate. Gert antwortete immer kurz, aber konstruktiv und nett. Er gab den einen oder anderen Hinweis. Nicht sehr konkret und oft mit langen Pausen zwischen den Kontakten. In einer bestimmten Situation schrieb ich ihm wieder – diesmal eine lange Mail, die eigentlich ein Hilferuf und eine Bitte um Unterstützung war. Wir hatten das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken. Ich fragte Gert Wagner nach Orientierung. Als Antwort lud er mich ein.

Wir kamen natürlich zu Zweit, denn Ahrens+Steinbach war inzwischen viel mehr geworden als nur ein projektbezogen arbeitendes Team. Gert nahm es mit Gelassenheit, und wir brachen zu einer langen Fahrt hoch in den Norden auf: nach Eiderstedt in Schleswig Holstein.

Es war eine tolle Begegnung, die sofort von Sympathie geprägt war. Gert Wagner lebt in einem umgebauten Bauernhaus, sehr ländlich und abgeschieden, mitten in der Natur. Bis tief in die Nacht saßen wir in seinem Atelier, diskutierten über Bilder, tranken Weißwein, erzählten von uns, hörten zu.

Es entstanden eine echte Verbindung und der Beginn einer Freundschaft. Und Gert legte sanft, lächelnd, aber sehr nachdrücklich einen Finger in die Wunde und zeigte uns, dass es noch eine Menge zu tun gibt. Er zeigte uns, dass mit unseren Bildern etwas nicht stimmte und er stellte die Frage nach besseren Wegen.

Bildsprachliches

In dieser Nacht im Norden entstand der Beginn von etwas Neuem. In der Folge stellten wir unsere Bildsprache und unsere fotografischen Mittel in Frage, schauten genauer hin und gingen in neue Richtungen.

Am deutlichsten wird dieser Prozess bei unserem Einsatz des Lichts: wir tauschten braves Schön-Licht gegen Drama. Auflicht gegen Gegenlicht. Sanfte, leuchtende Flächen gegen Kontraste und weiche Konturen gegen harte Kanten.

In der Rückschau kann ich schon nicht mehr die einzelnen Phasen und Wendepunkte dieses Prozesses benennen – das ganze ging über Monate und Jahre. Am Anfang unseres Weges wollten wir „schönes“ Licht setzen und gefällig ausleuchten. Heute bauen wir praktisch jede Szene „von hinten“ auf: setzen viel Gegenlicht, erzeugen ein Maximum an Drama und Spannung, setzen Akzente und Detail-Effekte und überlegen ganz zum Schluss, ob vielleicht ein ganz kleines Aufhell-Licht von vorne nötig ist. Meistens ist dies nicht der Fall.

Das alles war ein Prozess, der über viele Stationen ging und bis heute nicht abgeschlossen ist – wir arbeiten immer weiter an der Verfeinerung unserer Möglichkeiten. Gert Wagner spricht heute von „unserem Licht“. Das ist ein Kompliment. Wir verdanken ihm und seinen Impulsen sehr viel.

Erntezeit

Doch zurück zum Business. Unser Projekt „Abenteuer Ausbildung“ bescherte uns ein Portfolio von bisher unerreichter Kraft. Unsere Begegnung mit einem Meister der Fotografie führte uns in eine neue und stärkere Bildsprache. Was bedeutete das für unseren Beruf? Wie entwickelte sich das Geschäft? Ging die Saat auf?

In der Rückschau ist es immer wieder faszinierend zu sehen, wie die Dinge zusammenhängen und wie sich aus dem einen das andere ergibt. Ja, die Saat ging auf und führte uns auf erstaunliche Wege:

Eine direkte Folge unserer Ausstellung „Abenteuer Ausbildung“ war die, dass kaum zwei Jahre später in den Räumen der IHK eine Folgeausstellung stattfand. Und dann noch eine. Auch diesmal ging es um aufregende Berufsbilder. Aber mit einem wichtigen Unterschied: das waren attraktive Auftragsproduktionen und unser größten Einzelaufträge bisher.

 Foto: Ahrens+Steinbach Projekte

Foto: Ahrens+Steinbach Projekte
 Foto: Ahrens+Steinbach Projekte

Foto: Ahrens+Steinbach Projekte

Oder: Unsere Freundschaft zu Gert Wagner führte zu einem spannenden Kontakt zur frischgegründeten Fotografen-Repräsentanz „fotogloria“. Die Agentur mit dem Schwerpunkt Industrie, Technik und Wissenschaft wurde unsere Repräsentanz und vertritt uns bis heute national und international.

Oder: Unser Engagement im Thema Ausbildung führte zu einem Großauftrag des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Die faszinierende Aufgabe: wir sollten zu jedem der rund 150 IHK-geprüften Berufe eine Bilderserie produzieren, die in der ersten nationalen Lehrstellenbörse der IHKs Verwendung finden sollte. Ein faszinierender Auftrag, den wir in enger Kooperation mit unserer Repräsentanz in den Jahren 2012 und 2013 realisierten und dabei bundesweit in über 100 Locations Berufsbilder fotografisch umsetzten.

Und: Im Zuge dieser Arbeit(en) entstanden zahlreiche weitere Aufträge und Projekte: Fotoproduktionen, die zu Buchveröffentlichungen, Kampagnen und Broschüren führten. Und immer wieder waren wir für den DIHK unterwegs und fotografierten in Süddeutschland Kammerjäger, im Osten Musikinstrumentenbauer und im Norden Schifffahrtskaufleute.

Es gab Phasen, in denen wir über Wochen extrem viel unterwegs waren und zu echten Kilometerfressern wurden. Und es entstand ein gutes und starkes Gefühl: mit unseren Themen waren wir auf einmal gesuchte Spezialisten geworden. Wir waren in einer Mission unterwegs. Es ging nicht mehr darum, irgendwelche „Jobs“ mit der Kamera in der Hand zu realisieren, sondern wir fühlten uns auf eine erfüllende Weise angekommen.

Wir waren die Fotografen, die die „Welt der Arbeit“ auf ihre Weise zeigen und feiern. Wir fotografierten Vorbilder, und unsere Fotografien liefern vielleicht tatsächlich Ideen und Inspiration für junge Leute in der beruflichen Orientierungsphase.

Foto: Ahrens+Steinbach Projekte
Foto: Ahrens+Steinbach Projekte
Foto: Ahrens+Steinbach Projekte
Foto: Ahrens+Steinbach Projekte

Und noch einmal: Teamwork

In den letzten Absätzen schreibe ich kaum noch „ich“ sondern nutze das viel schönere „wir“. In all diesen Projekten, Produktionen und Profilierungen haben Silvia Steinbach und ich die wesentlichen Dinge gemeinsam gemacht: wir waren gemeinsam unterwegs, haben die Produktionen gemeinsam fotografiert, die Risiken gemeinsam getragen und die Früchte gemeinsam geerntet.

Mittlerweile ist es so, dass unsere (gemeinsame) Firma den größeren Teil des Umsatzes erwirtschaftet. Einzelne Jobs, z.B. von alten Kunden oder auch aus aktuellen Anfragen resultierend, machen wir nach wie vor jeder für sich – wobei wir aber das Prinzip des gegenseitigen Assistierens beibehalten haben.

Nach all den Jahren sind wir im gemeinsamen Produzieren und Fotografieren unerreicht effizient: sehr oft passiert es, dass der jeweils Fotografierende sich gerade überlegt hat, wo er z.B. das Gegenlicht von schräg hinten stehen haben will, dann schaut er auf und sieht den Partner da schon stehen und den Blitz einrichten…. Im Prinzip teilen wir uns die Tagesaufgabe, jeder fotografiert ungefähr die Hälfte der Motive, jeder sagt, was er besonders gerne fotografieren möchte, und auch das geht immer im gegenseitigen Einvernehmen auf.

An einem Tag produziert jeder von uns also eigentlich nur die Hälfte der Zeit, was sehr konzentrationsfördernd ist und dem jeweils nicht Fotografierenden zusätzliche Möglichkeiten gibt – zum Beispiel in der Kommunikation mit dem Kunden, beim Klarmachen von Ressourcen usw.

Wenn zwei voll verantwortliche Fotografen gemeinsam unterwegs sind und genau wissen, was sie wollen, können sie unglaublich viel erreichen – wir werten das enorm positiv und genießen die Effekte und Möglichkeiten des Teamworks.

Sicherlich ist diese besonders enge Form der Zusammenarbeit, wie wir sie betreiben, nicht für jeden das Richtige. Aber ich glaube, dass Fotografen gut daran tun, den Einzelkämpferstatus hin und wieder zu verlassen. Zum Beispiel, indem sie sich regelmäßig mit anderen Fotografen austauschen. Auch das ist schon eine große Hilfe, erweitert den Horizont und bringt einen auf Ideen, auf die man sonst nicht kommen würde.

Foto: Ahrens+Steinbach Projekte
Foto: Ahrens+Steinbach Projekte

Vorläufiges Resumée

In der Darstellung meines/unseres Weges „vom Fotoamateur zum Profi“ bin ich jetzt so ungefähr im Jahr 2013 angekommen. Gegenüber meinem Ersten Artikel hat sich Wesentliches getan und viel verändert.

Der wichtigste Unerschied gegenüber der ersten Phase: Wir sind „angekommen“. Angekommen in einem thematischen Segment, das uns begeistert. (Mehr) angekommen in unseren Bilderwelten, die man nun als Fotografie von uns erkennen kann. Und angekommen in einem spannenden Markt, den wir uns ausgesucht hatten und den wir durchdringen wollten.

Aber, halt. Da spuken doch schon wieder Rosinen im Kopf herum! Oder was sind das für Gedanken? Was ich damit meine und wohin uns das geführt hat – darüber werde ich in einem späteren Beitrag berichten. Natürlich wieder hier, auf fotografr.de.

Viele Grüße und viel Erfolg
Christian Ahrens

Flughafen Düsseldorf (Foto: Ahrens+Steinbach Projekte)
Flughafen Düsseldorf (Foto: Ahrens+Steinbach Projekte)

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12 Kommentare zu „Vom Fotoamateur zum Profi-Fotografen“

  1. Sehr schön, danke.
    Ich frage mich nur, wie ihr ein Projekt, welches im Prinzip auch ein Fotograf mit Assistent abwickeln könnte, beim Kunden abrechnet? Oder teilt ihr dann einfach den Tagessatz durch 2?
    Oder sind Eure Kunden bereit 2 Vollfotografen pro Tag zu bezahlen?

    Vielen Dank und viele Grüße,
    Morris

    1. Hallo Morris,
      berechtigte Frage, die ich gerne beantworte. Nein, einen „doppelten Tagessatz“ im engeren Sinne bekommen wir nicht – natürlich versuchen wir, jedes Projekt so gut und so wertig wie möglich abzuschließen – und das Honorar wird dann natürlich 50:50 geteilt. Oberflächlich betrachtet können wir an einem Tag Fotoproduktion also nicht so viel umsetzen wie ein gleichwertiger und gleichteurer Fotograf plus Assistenz. Andererseits gewinnen wir viel dabei: das Produzieren ist wesentlich entspannter und kräfteschonender und macht einfach auch viel mehr Spaß. Darüber hinaus setzen wir gemeinsam überwiegend Projekte um, die einen größeren Umfang einnehmen, also z.B. über 5, 10, 30 oder noch mehr Tage laufen. Da spielt die Höhe des einzelnen Tagessatzes dann keine so entscheidende Rolle mehr. Überhaupt versuchen wir vom Tagessatz als Rechengröße wegzukommen und vielmehr einen Projektpreis zu kalkulieren und erfolgreich anzubieten.
      Viele Grüße

      Christian
      http://www.ahrens-steinbach-projekte.de

  2. Vielen Dank für den Beitrag!
    Das ist ein richtig schöner Einblick in einen Weg, der Mut macht. Vor Allem gefällt mir die beschriebene Entwicklung zum „Wir“. Ihr hattet eine richtige kluge Herangehensweise mit den eigenen Projekten, dem Suchen eines „Grundes“ durch die IHK und ihr habt scheinbar weitsichtig geplant. Sympathisch finde ich auch, dass Ihr Eure Verwirklichung über die Sorgen um Geld stellt. Als tolles Team zu arbeiten, und ein bisschen weniger als Einzelner zu bekommen, ist die Herangehensweise, die meiner Meinung auch eher zum Glück führt. Selbst in Zeiten, in denen ein Umbruch stattfindet, was die Vergütung von Fotografen in vielen Bereichen betrifft, darf man Zufriedenheit über finanzielle Faktoren stellen. Meine Hochachtung.
    Gratulation, dass Alles so toll funktioniert! Konstruktive Fragen habe ich keine, ich wollte nur meinen Dank fürs Teilen aussprechen :).

  3. Vielen Dank, ein wirklich sehr interessanter und inspirierender Artikel. Ich stehe selbst noch am Anfang, möchte aber auch den Weg gehen zur Profifotografin. Dabei finde ich den Bereich Business-, Industrie-, und Corporate Fotografie (Image Fotografie) auch sehr spannend. Für mich besonders schwierig dabei ist es eben den „Fuß in die Tür“ zu bekommen.
    Das ist wirklich der schwierigste Teil.

    Da ich noch am Anfang stehe mache ich auch erstmal alles was geht um eine gute Mappe erstellen zu können.
    Ist in der heutigen Zeit ein gutes Portfolio auf der Website eigentlich ausreichend für die Akquise oder ist eine „gedruckte“ Mappe noch wichtig?

    1. Hallo Adina,
      den „Fuß in die Tür“ haben wir mit unserem Projekt bekommen – so würde ich an Deiner Stelle auch vorgehen. Natürlich ist eine gute und zielgruppenaffine Website erstmal zentral wichtig. Eine gedruckte Mappe finde ich aber nach wie vor sehr cool – vor allem bei Akquisegesprächen und Kundenbegegnungen. Ein A3-Print macht mehr Eindruck als eine iPad-Präsentation….

      Viele Grüße und viel Erfolg
      Christian

      http://www.ahrens-steinbach-projekte.de

  4. Endlich mal ein wirklich lesenswerter Artikel, der mehr als nur die übliche „Info-Liste“ zu dem Thema parat hält. Hat außerdem Spaß gemacht, zu lesen – auch wenns mich und meine Fotografiererei nur indirekt betrifft 🙂 Danke sehr.

  5. Pingback: Vom Fotoamateur zum Profi-Fotografen (part 2) – Beruf Fotograf – Inspiration für Fotografen

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